Kopfschmerzen nach dem Tauchen: Ursachen, Prävention, Behandlung
Kopfschmerzen nach dem Tauchgang sind nicht nur unangenehm, sondern können sogar sehr gefährlich sein. Wir klären auf über die möglichen Ursachen, die Vorkehrungen, die man treffen sollte und die Behandlungsmöglichkeiten, wenn die Kopfschmerzen trotzdem auftreten. Denn die körperliche Sicherheit muss für Taucher immer an erster Stelle stehen.
Wir alle lieben das Tauchen. Insbesondere in tieferen Gefilden kann man fantastische Tiere und Pflanzen beobachten. Doch je länger und tiefer der Tauchgang wird, desto höher ist auch die Belastung für den Körper. Anspruchsvolle Tauchgänge dürfen daher nur von erfahrenen Tauchern in Angriff genommen werden, die über Sicherheitsvorkehrungen und Risiken informiert sind. Ein falscher Umgang mit diesen Tiefen beziehungsweise eine fehlerhafte Technik kann zu Komplikationen führen, die wir in diesem Beitrag einmal genauer betrachten.
„Triviale“ Ursachen für Kopfschmerzen nach dem Tauchen
Kopfschmerzen beim oder nach dem Tauchen können natürlich diverse Ursachen haben. Einige sind recht trivial und man kommt möglicherweise im ersten Moment nicht drauf.
Da wäre zum Beispiel Wassermangel. Ja, Sie haben richtig gelesen. Zwar sind Taucher bei der Ausübung ihrer Leidenschaft von jeder Menge (nicht trinkbarem) Wasser umgeben und müssten eigentlich gut daran erinnert werden, dass es bei jeder körperlichen Anstrengung enorm wichtig ist, ausreichend zu trinken. Doch einige sehen tatsächlich den sprichwörtlichen Wald vor lauter Bäumen nicht. Die gute Nachricht: Dieser Kopfschmerz-Ursache ist relativ leicht entgegen zu wirken: Achten Sie darauf, immer ausreichend zu trinken. Am besten eine Trinkflasche zur Tauchbasis / zum Boot mitnehmen.
Dann wäre da die gute alte Verspannung. Es ist so simpel, wie es klingt: Bei Kälte neigt der Mensch automatisch dazu, die Muskulatur zu verkrampfen, die Schultern nach oben zu ziehen und den Kopf zwischen die Schultern zu bringen. Das ist in einigen Metern Tiefe nicht anders als an Land. Jedoch ist es eine extrem ungesunde Körperhaltung, die mit der Zeit automatisch dazu führt, dass sich ein Schmerz von der Nackenmuskulatur bis in den Kopf ziehen wird. Auch dieser Kopfschmerzen-Quelle ist recht simpel beizukommen: Auf die eigene Körperhaltung achten und dies trainieren. Dazu am besten möglichst schnell in die Bewegung kommen, denn auch dies führt dazu, dass das Gefühl der Kälte verschwindet.
Weiterhin sollte man auch den Sitz seines Equipments beachten. Es muss nicht erst Blut fließen, um zu erkennen, dass die Tauchmaske eventuell zu eng sitzt. Drückt sie permanent zu stark auf das Gesicht und schnürt das Maskenband den Hinterkopf richtiggehend ein, so wird man mit großer Sicherheit Kopfschmerzen davontragen. Bleiben die Abdrücke nach dem Tauchgang zu lange im Gesicht, so spricht dies dafür, dass die Maske zu eng ist. Nicht immer lässt sich dies manuell mit dem weiten des Maskenbandes korrigieren. Manche Masken sind einfach für manche Kopfformen unpassend. Im Zweifelsfall sollte man lieber in eine neue Tauchmaske investieren.
Doch es gibt einige deutlich ernsthaftere Diagnosen, mit denen Kopfschmerzen einhergehen. Drei davon stellen wir genauer vor.
Kohlenstoffdioxidintoxikation
Wer nach dem Tauchen häufig über Kopfschmerzen klagt, der / die könnte möglicherweise beim Ausatmen zu viel Kohlenstoffdioxid zurückhalten. In diesen Fällen findet eine regelrechte Vergiftung statt.
Bei einem normalen Atemvorgang wird Kohlenstoffdioxid beim Ausatmen freigesetzt. In der Tiefe neigen dann manche Taucher dazu, nicht ausreichend auszuatmen, zum Beispiel weil die dichtere Luft schwerer durch die Lunge und aus der Tauchflasche zu bewegen. Ein Mechanismus, den man daher unbedingt trainieren und bei dem man sich sehr stark selbst kontrollieren sollte. Kein Wunder, dass die richtige Atmung eine der wichtigsten Lektionen jedes Tauchkurses ist. Denn auch bei einem geschlossenen oder halb geschlossenem Rückatemsystem kann eine Vergiftung mit Kohlenstoffdioxid auftreten.
Andere versuchen, während des Tauchgangs möglichst wenig auszuatmen, um Luft zu sparen. Daher ist es mit Vorsicht zu genießen, wenn Taucher mit einem extrem geringen Luftverbrauch prahlen. Neben dem Kopfschmerz sind Atembeschwerden, Übelkeit, Erbrechen oder Gesichtsröte häufige Symptome einer solchen Gasvergiftung während des Tauchgangs. In letzter Konsequenz eine Bewusstlosigkeit verursacht, das Risiko von Krampfanfällen erhöht und die Stickstoffnarkose verschlimmert werden.
Wie aber kann man nun einer solchen Gasvergiftung entgegenwirken? Ganz einfach. Der Kohlenstoffdioxid-Spiegel sinkt, je näher man der Oberfläche kommt. Wer also bei Tauchgängen Kopfschmerzen oder eines der anderen Symptome hat, sollte also als erstes darauf achten, langsam wieder zur Oberfläche zu kommen. Hat man jedoch nach dem Tauchen regelmäßig Kopfschmerzen, so sollte man seine Tauchtechnik einmal hinterfragen und sich gegebenenfalls Rat bei zertifizierten Tauchlehrern holen.
Barotrauma
Dass der richtige Druckausgleich bei Tauchgängen essentiell ist, weiß jede Taucherin und jeder Taucher. Ein zu hoher Druck beziehungsweise der sich verändernde Druck beim Abtauchen kann zu einem Barotrauma führen. Dieser Begriff ist zunächst noch recht unspezifisch und beschreibt Verletzungen, die durch verdichtete Gase in verschiedenen Körperregionen auftreten können. Bei Tauchern können die Lunge, der Magendarmtrakt, der von der Tauchmaske verdeckte Teil des Gesichts oder die Nebenhöhlen betroffen sein.
Geht es um den Kopfschmerz nach dem Tauchen, so ist das sogenannte Sinus Barotrauma das relevanteste. Dieses verletzt die Nebenhöhlen. Dies sind Teile des Atmungsapparates, genauer gesagt mit Luft gefüllte Taschen in den Knochen, die in der Region um die Nase herum angeordnet sind. Die Folge sind Schmerzen im Gesicht und im Kopf. Beim Auftauchen an die Oberfläche kann auch Blut aus der Nase heraustreten oder der Taucher hat das Gefühl von Blutstau im Gesicht.
Doch was ist dann zu tun? Die wichtigste Maßnahme zur Behandlung des Barotraumas: Die Nase muss frei gemacht werden. Ein Tauchmediziner würde außerdem abschwellende Mittel verabreichen. Verläuft die Heilung nicht schnell genug, so können auch Kortikosteroide in Form von Tabletten oder Nasenspray ein probates Mittel sein. Dies sollte zumindest gegen akute Kopfschmerzen bei einem Sinus Barotrauma helfen. Diese Schmerzen sind, wie erwähnt, jedoch nur eines der Symptome, die durch zu schnell veränderten Druck hervorgerufen werden kann. Die Palette möglicher Folgeschäden und entsprechender Behandlungsmethoden ist lang. Ein Magen- oder Darmdurchbruch oder eventuell auch ein geschädigtes Innenohr müssen operiert werden.
Aber noch besser, als die richtige Behandlung zu kennen, ist es ja, ein Barotrauma von vornherein zu vermeiden. Das fängt bei der Ausrüstung an: Wer etliche Meter in die Tiefe tauchen will, für den sind Ohrenstöpsel und Taucherbrille tabu, denn sie verhindern einen angemessenen Druckausgleich. Nur in einer fachgemäßen Tauchermaske sorgt das Ausstoßen der Luft durch die Nase für den benötigten Druckausgleich. Weiter geht es beim persönlichen Gesundheitscheck: Entzündungen oder Infektionen können die Öffnungen der Nebenhöhlen verstopfen, was dazu führt, dass der Druck nicht mehr ausgeglichen werden kann. Hier gilt es also, in erster Linie ehrlich zu sich selbst zu sein. Egal, wie sehr man sich auf den Tauchgang auch gefreut hat – bei entsprechender Diagnose muss er verschoben werden. Bei einer harmloseren Nasenverstopfung können hingegen abschwellende Mittel Abhilfe schaffen. Solche sind etwa Pseudoephedrin als Tablette oder Oxymetazolin in Form von Nasenspray.
Dekompressionskrankheit
Neben allgemeiner Erschöpfung, Appetitlosigkeit und einem nicht näher zu definierenden Krankheitsgefühl können Kopfschmerzen auch ein Symptom der Dekompressionskrankheit sein. Auch Übelkeit, Schwindel oder Jucken der Haut bis hin zum Ausschlag können auf einen Dekompressionsunfall hindeuten. Dieser wird durch einen zu schnellen Druckabfall verursacht. Bei betroffenen Patienten bilden sich dann Gasblasen in Blut und Gewebe. Der häufigste Fall, in dem dies passiert, ist natürlich das Auftauchen aus vielen Metern Tiefe am Ende eines Tauchgangs. Wer also viele Meter in extrem kurzer Zeit auftaucht, der begibt sich in Gefahr.
Natürlich ist mit keiner der zuvor erwähnten Ursachen für Kopfschmerzen zu spaßen. Doch bei einem Dekompressionsunfall ist höchste Alarmstufe angesagt. Man sollte schnellstmöglich medizinisches Fachpersonal einschalten. Es besteht akute Gefahr für Leib und Leben. Möglicherweise muss hundertprozentiger Sauerstoff verabreicht werden oder es ist eine Behandlung in der Druckkammer von Nöten.
Titelbild: Sved Oliver / Adobe Stock