Tiefsee – Rätselhafte Dunkelheit in der Tiefe des Meeres

Ein alter Anglerfisch in der Tiefsee bildlich dargestelt

Kaum erforscht birgt die Tiefsee unserer Erde noch viele Geheimnisse. Umfasst von Dunkelheit und niedrigen Temperaturen entdecken Forscher und Wissenschaftler immer wieder eine Vielfalt neuer Arten. Von den kleinsten Bakterien bis hin zu großen Fischen: Viele hundert bis tausend Meter in der Tiefe der Ozeane wartet eine verborgene Welt darauf, entdeckt zu werden.

Wann fängt die Tiefsee an?

Die Tiefsee ist ein mysteriöser Ort. Ab einer Wassertiefe von 200 Metern beginnt sie – und insgesamt ist kaum etwas über sie bekannt. Hier ist es komplett duster, weswegen Pflanzen so viele Meter unter Wasser nicht gedeihen. Nur die Schwarzen Raucher, als hydrothermale Quellen, gelten als biologische Primärproduktion. Ausgenommen der Schwarzen Raucher ist es hier unten sehr kalt. Die Temperaturen betragen etwa -1° bis 4 Grad Celsius.

Doch nicht nur fehlendes Licht und kalte Temperaturen bieten Ausnahmezustände, sondern ebenfalls der enorme Druck. In einer Tiefe von zehn Kilometern unter Wasser beträgt dieser etwa 1.000 bar. Tiere können hier nur überleben, wenn sie besonders viel Wasser enthalten und so den Druck ausgleichen können. Die Bedingungen in der Tiefsee sind sehr konstant. Es gibt selten Strömungen und die verschiedenen Jahreszeiten, die an der Wasseroberfläche unser Leben prägen, spürt man hier kaum. Nur einige Lebewesen – wie Bakterien und Fische – haben sich an die außergewöhnlichen Bedingungen angepasst und nennen die Tiefe der Meere ihr Zuhause. 

Wie groß ist die Tiefsee?

88 Prozent des Meeres ist der Tiefsee zuzuordnen. Die Bereiche, unter deren Wasseroberfläche eine Meerestiefe von einem Kilometer und mehr liegt, bedecken insgesamt etwa 62 Prozent der Oberfläche der Erde.  

Die Tiefsee – Pelagial und Benthal 

Sowohl Pelagial als auch Benthal lassen sich biologisch in zwei Zonen der Produktion einteilen – in eine Nährschicht, in der mehr Sauerstoff und Biomasse erzeugt als verbraucht wird, und in eine Zehrschicht, in der mehr verbraucht als aufgebaut wird. Dazwischen liegt eine Kompensationsebene, in der sich Produktion und Verbrauch ausgleichen. 

Die Zonen der Tiefsee grafisch dargestellt
Die Zonen der Tiefsee – Adobe: VectorMine

Pelagial

Das Pelagial ist das freie Wasser, das uferfern im Freiwasser oberhalb des Benthals, der Bodenzone, liegt. Das Pelagial lässt sich in fünf Zonen aufteilen: 

  1. Die oberen 200 Meter unter der Wasseroberfläche werden als Epipelagial bezeichnet. Hier trubelt es nur so voller Leben und Wachstum, diese Zone zeichnet sich somit durch eine sehr positive Bioproduktivität und einen riesigen Artenreichtum aus. Hier gedeihen Plankton, Fische und Krebse. 
  2. Die darunterliegende Zone trägt den Namen Mesopelagial und reicht bis in eine Tiefe von etwa einem Kilometer. Ab hier spricht man von der Tiefsee. Ein wenig Licht ist in diesem Bereich noch vorhanden, jedoch ist kein Pflanzenwachstum mehr möglich. Das Wasser sinkt stetig weiter, außerdem beträgt der Druck etwa 100 bar.
  3. Das Bathypelagial liegt unter dem Mesopelagial und reicht bis in eine Tiefe von vier Kilometern, wo der Druck bereits etwa 400 bar beträgt. Bis hierhin dringt kein Licht mehr vor.
  4. Abyssopelagial ist der Name der nächsten Zone, die bis in eine Tiefe von 6.000 Metern reicht. Hier nähern sich die Temperaturen dem Gefrierpunkt.
  5. Die tiefste Zone ist das Hadopelagial, die bis zu elf Kilometern hinab reicht. Hier ist die Temperatur identisch wie im Abyssopelagial.

Die Übergänge zwischen den letzten drei Zonen sind oft fließend. Meist werden sie daher als Tiefsee zusammengefasst.

Benthal

Die Bodenzone der Ozeane wird als Benthal bezeichnet und umfasst den Lebensbereich rund um den Boden des Meeres. Analog zum Pelegial ist auch dieser in verschiedene Zonen eingeteilt:

  1. Das Bathyal ist die Meeresboden-Zone, die den Übergang vom flachen Kontinentalschelf-Bereich bis hin zur Tiefsee beschreibt. Sie reicht daher von einer Tiefe von 200 bis hin zu 3.000 Metern. 
  2. Der Bereich des Tiefseebeckens wird abyssische Region genannt und reicht bis zu einer Tiefe von sechs Kilometern hinab.
  3. Die Tiefseegräben am Meeresboden werden der Hadalzone zugeordnet und reichen bis in eine Tiefe von zehn Kilometern. 

Wie ist das Leben in der Tiefsee?

Die Arten, die in großen Wassertiefen leben, haben sich optimal an die dort vorherrschenden Bedingungen angepasst. Ausgenommen von Manganknollen findet sich nirgends ein fester Untergrund. Hier gibt es keine Pflanzen als Nahrung, kein Licht, es ist sehr kalt und ein riesiger Druck liegt auf allem. Aus diesem Grund können sich viele Tiere nur sehr langsam bewegen, ihre Körper sind sehr wasserhaltig, damit der riesige Druck sie nicht zerquetscht. Diese Bedingungen spiegeln sich in ihrer Erscheinung wider. 

Bekannte Lebewesen und Fische in der Dunkelheit der Meere sind unter anderem:

  • Riesenröhrenwürmer
  • Riesenkalmar  
  • Kragenhai 
  • Pompejiwurm
  • Scheibenbauch 
  • Riesenassel  
  • Vipernfisch 
  • Japanische Riesenseespinne
  • Blobfisch 
  • Anglerfische 
  • Winteria 
  • Tiefseeanglerfische 
  • Schwarze Drachenfische
  • Hasselhoff-Krabbe
  • Osedax-Wurm
  • Fangzahn 
  • Vampirtintenfisch
  • Tiefseeteufel 
  • Pelikanaal 
  • Schlinger 

Welche Pflanzen existieren in der Tiefsee?

In der Tiefsee existieren nahezu keine Pflanzen, da das für die Photosynthese notwendige Licht fehlt. Für die Tiefseelebewesen eignen sich somit nur organische Überreste als Nahrung, die aus höheren Schichten herabsinken. 

Wie ernähren sich die Tiere in der Tiefsee?

Die Tiere in der Tiefsee haben sich optimal an die Lebensbedingungen angepasst, auch was die Ernährung betrifft. Einige Arten steigen nachts in höhere Meeresschichten auf, wo sie Plankton oder Algen als Beute finden. Vor Sonnenaufgang kehren sie wieder zurück in die tieferen Bereiche, damit sie bestmöglich vor Fressfeinden geschützt bleiben. Als Nahrungsgrundlage dienen für viele Tiere, die tief in der Tiefsee leben, organische Reste abgestorbener Pflanzen und Tiere, die langsam hinab sinken. Manchmal auch als „Meeresschnee“ bezeichnet, ernähren die Tiere sich von den klitzekleinen Überbleibseln von Bakterien, die wiederum als Beute für größere Lebewesen dienen. So entsteht auch in der Tiefsee eine Nahrungskette.

Schwarze Raucher: Hydrothermale Quellen

Schwarze Raucher spucken kochend heißes, mineralreiches Wasser aus dem Meeresboden der Erde, das sich mit dem Wasser der Tiefsee vermischt. Aus dieser Vermischung entstehen röhrenförmige Gebilde, die gemeinsam als Partikelwolke helle oder dunkle, wolkenähnliche Strukturen bilden. Im Umfeld der Schwarzen Raucher bilden sich so eigene Biotope, in denen Lebewesen existieren, die sonst nirgends zu finden sind. Typische Bewohner sind beispielsweise Yeti-Krabben, Bartwürmer, Seesterne und Spinnenkrabben ohne Augen. Die hydrothermalen Quellen sind rund zwanzig Jahre aktiv. Forscher und Wissenschaftler haben noch nicht genau herausfinden können, wie die Lebewesen an die jeweiligen Biotope gelangen. Zwei hydrothermale Quellen samt Umgebung, Lucky Strike und Menez Gwen, stehen heute als Meeresschutzgebiete unter Schutz.

Was befindet sich in den Tiefen des Meeres?

Die Tiefen des Meeres gelten heute als unerforschter als die Oberfläche des Monds – auch wenn sie einen so großen Teil unseres Planeten einnehmen. Zum einen ist die Tiefsee im Ozean eine Zone, die für Forscher nur sehr schwer zu erreichen ist. Das Herabsenken von Forschungsmitteln umfasst bereits 24 Stunden. Es sind Kabel mit Länge von bis zu elf Kilometern notwendig, die Geräte und Materialien sind sehr kostenintensiv. Zum anderen gestaltet sich die Unterwasserforschung für Wissenschaftler sehr schwierig, da die Tiefseetiere nicht in großer Masse vorhanden sind und mehrere Tage beobachtet werden müssten, um fundierte Aussagen zu treffen.

Wie erforscht man die Tiefsee?

Heutzutage ist erst ein Prozent der Tiefsee erkundet – und das, obwohl sie flächenmäßig 62 Prozent der Weltoberfläche ausmacht. Hinab in den tiefen Ozean geht es heute nicht mehr in bemannten Tauchbooten als Expedition, sondern meist mit ferngesteuerten Tauchrobotern, die die nötigen Informationen bringen. Vorteil ist, dass diese wesentlich länger unter Wasser bleiben können und demnach auch wesentlich günstiger für ausgiebige Forschungen sind.

Zudem geht keine Gefahr für den Menschen aus. Vorprogrammiert erledigen sie ihre Aufgaben selbstständig. Grenzenlos tief einsetzen lassen sich diese jedoch nicht, aber bis in eine Tiefe von vier Kilometern lassen sie sich gut verwenden. Der Rekord für den tiefsten Roboter-Tauchgang geht an das unbemannte Tauchboot „Kaiko“, das im Jahr 1995 im bis zu elf Kilometer tiefen Marianengraben Bodenproben entnahm.

Titelbild: Adobe – spyder24

3 Kommentare

  1. Der Pottwal taucht bis über 3000m tief. Die Angabe im Diagramm ist dahin gelallt.

    1. Lieber Leser,
      für inhaltliche Korrekturen sind wir ebenso dankbar wie für einen guten Umgangston.
      Herzliche Grüße
      Ihre 123tauchsport Redaktion

    2. Lieber Leser,
      über inhaltliche Hinweise freuen wir uns ebenso, wie über einen guten Umgangston.
      Herzliche Grüße
      Ihre 123tauchsport Redaktion

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