Wie tief kann ein Mensch tauchen?

Mehrere Taucher mit Pressluftflaschen in der Tiefsee

Der Mensch strebt nach Superlativen. Höher, weiter, schneller muss es gehen. Und für viele Freunde des Meeres eben auch immer tiefer. Deshalb widmen wir uns heute der Frage: Wie tief kann ein Mensch eigentlich tauchen?

Wie heißt es immer mal wieder: Der Mensch hat das Universum mehr erforscht als die Meere. Ab einer gewissen Tiefe besteht eine Grenze. Maschinelle Hilfsmittel kommen nicht mehr weiter, es herrscht ein zu hoher Druck. Auch lässt sich mangels Lichtquelle nicht mit einem Teleskop in den Ozean schauen. Es herrscht komplette Dunkelheit. Was wirklich in den tiefsten Tiefen vorgeht, bleibt uns verborgen. Irgendwie auch beruhigend, zu wissen, dass der Mensch sich nicht über jede natürliche Grenze hinwegsetzen kann.

Doch die Faszination beginnt mit der Frage, wie tief ein Mensch ohne Hilfsmittel tauchen kann. Wenn man unter „Hilfsmittel“ auch Nitrox und eine Pressluft Flasche versteht, so landen wir schnell beim Apnoetauchen. Auch hier gibt es Unterscheidungen und verschiedene Disziplinen. 102 Meter tief tauchte der Neuseeländer William Trubridge am 20. Juli 2016 auf den Bahamas. Dies ist bis heute der Rekord in der Disziplin CNF, als konstantes Gewicht und ohne Flossen. Hierbei darf der Taucher ein Seil lediglich einmal vor dem Abtauchen und einmal bei der Wende berühren. Ansonsten darf er sich beim Tauchgang weder daran hinab noch hinauf ziehen. CNF gilt für viele Apnoetaucher als die Königsdisziplin. Trubridge, 1980 geboren, hat seit 2008 bei diversen Tauchgängen dabei immer wieder Rekorde aufgestellt.

Der Mensch kann allerdings noch weiter in die Tiefe tauchen. In der Disziplin CWT, also konstantes Gewicht mit Flossen, liegt der Rekord bei 131 Metern. Diese Tauchtiefe erreichte der russische Apnoetaucher Alexei Moltschanow am 17. Juli 2021. Genau wie Trubridge stellte auch er seinen Rekord im Dean’s Blue Hole von Long Island (Bahamas) auf. Seit 2004 hat Moltschanow viele Rekorde in diversen Disziplinen aufgestellt. Dabei ging es nicht nur um Tauchtiefe. Auch die Weite hat der russische Taucher immer weiter ausgereizt.

Bereits hier merkt man: Tieftauchen ist eine eigene Welt, in der Athleten noch ein paar Meter herausholen und immer wieder in bisher unerreichte Tiefen tauchen. Und es gibt verschiedene Disziplinen. Wer also die Ausgangsfrage „Wie tief kann ein Mensch tauchen“ beantwortet haben will, muss genau definieren, welche Art von Tauchgang er damit meint. Mit Ausrüstung sieht die Sache nämlich noch einmal anders aus. VWT (Tieftauchen mit variablem Gewicht) ist eine weitere Disziplin im Apnoetauchen. Dabei ist ein bis zu 30 Kilogramm schwerer Abtriebskörper erlaubt. So geht es noch einmal tiefer. Der Grieche Stavros Kastrinakis erreichte am 01. November 2015 in seinem Heimatland eine Tiefe von 146 Metern. 

Und wer hätte es Gedacht: Auch das ist nicht der tiefste Punkt, zu dem bislang ein Mensch getaucht ist. NLT steht im Apnoetauchen für „No Limits“. Es gibt also keine technischen Beschränkungen. Mit hochwertiger Technik lassen sich extreme Tauchtiefen erreichen. Der Österreicher Herbert Nitsch erreichte am 14. Juni 2007 ganze 214 Meter – bis heute ungeschlagener Bestwert. Durch das ungebremste Bestreben einiger Apnoetaucher, immer noch tiefer zu tauchen, ist es in den vergangenen Jahren zu mehreren schweren Unfällen gekommen.

Mit Panzertauchanzug geht es über 600 Meter tief

Bewegen Wir uns jedoch vom Apnoesport weg, so kommen wir zum Tauchen mit Pressluft beziehungsweise Nitrox. Hier gilt es, sich sehr genau zu informieren und schulen zu lassen. Mit normaler Druckluft droht dem Taucher ab einer gewissen Tiefe eine Sauerstoff-Vergiftung. Denn Sauerstoff in der Luft wird ab 66 Meter toxisch. Ab dieser Tiefe liegt der Partialdruck von Sauerstoff über der kritischen Grenze von 1,6 bar. Der Rekord für das Tauchen mit Atemgasgemisch liegt bei 332 Meter. Der Ägypter Ahmed Gabr stellte diesen am 18. September 2014 im Roten Meer auf. Der Taucher befand sich 14 Stunden unter Wasser und atmete 10 Atemgasgemische aus 92 Pressluftflaschen. 

Doch auch das ist nicht der tiefste Punkt, an den je ein Mensch getaucht ist. Mit einem Panzertauchanzug sind noch andere Tiefen möglich. Am 01. August 2006 tauchte der US-Amerikaner Daniel P Jackson im Rahmen eines Navy-Testprogramms 610 Meter tief. Ein solcher Panzertauchanzug ist allerdings fast schon ein kleines U-Boot.

(Foto: diegoEduardo / Adobe Stock)

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