Existiert der Megalodon noch?
Der Megalodon – eine Legende, auch wenn längst ausgestorben. Oder doch nicht? Wir geben einige wertvolle Erläuterungen zu dem urzeitlichen Riesenhai und beantworten endlich die Frage aller Fragen.
Das Ungeheuer, das in den tiefsten Tiefen des Meeres lauert. Diese Vorstellung und der Schauer darüber fasziniert und gruselt den Menschen seit Beginn seiner Existenz. Nicht umsonst fesseln Filme über den Kampf des Menschen gegen Haie die Fans von Gruselfilmen seit Jahrzehnten vor den Bildschirmen. Angefangen bei Steven Spielbergs Klassiker „Der Weiße Hai“ (Jaws, 1975) über den actiongeladenen „Deep Blue Sea“ (1999) bis hin zu neueren, erschreckend realistisch gefilmten Streifen wie The Reef (2010) oder The Shallows (2016). Man kann es nicht einschätzen, man kann den Angriff nicht sehen und man bewegt sich in dem Terrain, das dem Menschen fremd und dem Tier heimisch ist.
Hai und Riesenhai berühmt durch Film und Fernsehen
In jüngerer Vergangenheit geriet der Mythos um den Weißen Hai jedoch in der Populärkultur ein wenig in den Hintergrund, zugunsten von vermeintlich noch gefährlicheren, weil riesenhaften Raubfische. Der Trend ist klar: Je größer, desto spektakulärer. Und schnell ist man bei urzeitlichen Raubtieren, da diese bekanntermaßen Ausmaße erreichen, die in der heutigen Tiefsee nicht mehr erreicht werden. Oder? So rückt dokumentarisches immer mehr in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit und vermischt sich dabei gerne mit cineastischen Elementen. Noch vor zwei Dekaden erreichte eine Dokumentation große Popularität, in welcher der riesige Liopleurodon dargestellt wurde, der schließlich gestrandet war und von seinem eigenen Gewicht erdrückt wurde.
2015 wurde das beliebte Franchise „Jurassic Park“, legendär geworden durch Steven Spielbergs Original-Film von 1993, mit der Trilogie „Jurassic World“ neu aufgelegt. Der heimliche Star im ersten Film, der keinen Beinamen trug, war nicht etwa die antagonistische Hybrid-Bestie „Indominus Rex“, sondern der gigantische Mosasaurus. Dieser wird zu Beginn des Filmes noch von den Betreibern eines Dino-Freizeitparks (in diesem Filmuniversum lernt offenbar niemand aus den Fehlern der Vergangenheit) vorgeführt. In einer denkwürdigen Szene wird mal eben der Weiße Hai an das Ungetüm verfüttert, das diesen mit zwei Happen runterschlingt. So, als wolle der Film dem Zuschauer sagen: „Das war gestern“. In dem fiktiven Streifen erreicht die Bestie übrigens gigantische Ausmaße, die ihre wahre Größe – Forscher schätzen den echten Mosasaurus auf maximal 17 Meter Länge – weit überschreitet.
Es kann als relativ wahrscheinlich angesehen werden, dass dieser Auftritt und speziell diese Szene einen neuen Trend im Creature-Horror-Film ausgelöst hat. Riesige Meeresungetüme mit Mäulern voller mannshoher, zermalmender Zähne lassen dem Kinobesucher den Atem stocken. Diesen Trend griff Hollywood erneut auf, als 2018 ein actiongeladener Streifen über einen noch viel berüchtigteren Riesenfisch erschien: In „Meg“ (Originaltitel: The Meg) tritt Muskel-Mime Jason Statham gegen den als ausgestorben geltenden Megalodon an. Entgegen aller Erwartungen hat dieser in den Tiefen überlebt, kommt plötzlich einem U-Boot voller Forscher in die Quere und hat nur eins im Sinn: Seine Zähne durch möglichst viel Menschenfleisch bohren.
Zum Hintergrund des Megalodons
Der Megalodon (Otodus megalodon) gilt als der größte Hai, der jemals in der Tiefsee geschwommen ist. Der Fossilbericht besteht aus Zahn- und Wirbelfunden vor Australien, Afrika, Indien, Europa, Süd- und auch Nordamerika. Es gilt daher als wahrscheinlich, dass der Megalodon weltweit existiert hat. Seine Lebenszeit wird auf die Zeit vor 17 bis 2 Millionen Jahre datiert. Das entspricht dem Zeitraum vom oberen Miozän bis zu Pliozän-Pleistozän-Grenze. Und hier ist bereits der Knackpunkt zur Fragestellung dieses Beitrags: Der Megalodon gilt unter der überwiegenden Mehrheit aller Forscher als ausgestorben. Doch dazu gleich mehr.
Die Länge des Megalodons lässt sich bislang nur anhand der gefundenen Zähne schätzen und ist seit jeher in der Forschung umstritten. Zunächst ging man von einer Länge von 9 bis 30 Metern aus. Die These der Maximalgröße von 30 Metern gilt allerdings als widerlegt und nicht mehr haltbar. Eine Studie von 2015, bei der 544 gefundene Zähne sowie der Körperbau des Weißen Hais als Grundlage dienten, geht von einer Maximal-Länge von 17 Metern und einer durchschnittlichen Länge von 10 Metern aus. Das Problem hierbei: Ob der Körperbau des Weißen Hais als Orientierung dienen kann und wie eng das Verwandtschaftsverhältnis der Haie zueinander ist – all das steht keinesfalls in Stein gemeißelt und wird nach wie vor diskutiert.
Wie groß war der Megalodon wirklich?
Klar ist: Ein 17 Meter langer Megalodon wäre mehr als dreimal so groß wie ein durchschnittlicher Weißer Hai und hätte keine Probleme, einen ausgewachsenen Mann mit Haut und Haaren zu verspeisen. Selbst ein „lediglich“ 10 Meter langer Megalodon hätte immer noch die Größe eines Walhais und würde heutzutage in Küstennähe eine erhebliche Gefahr darstellen. Jüngere Forschungen brachten auch die These hervor, dass es in der Größe regionale Unterschiede geben könnte.
So kam man vor den Küsten des östlichen Nordamerikas auf eine durchschnittliche Individuengröße von 10 Metern, während vor dem südöstlichen Nordamerika – wo eine deutlich wärmere Wassertemperatur herrscht – auf eine durchschnittliche Individuengröße von lediglich fünf Metern kam. Auch hier beruhen die Schätzungen komplett auf den Funden von Zähnen. Die These der regionalen Größenverteilung lässt sich bislang jedoch nicht zementieren. Es könnte beispielsweise sein, dass es sich bei den kleineren Exemplaren vor dem südöstlichen Nordamerika um Megalodons aus der „Krabbelgruppe“ handelt.
Klar ist jedoch auch an dieser Stelle: Der Blockbuster mit Jason Statham rangiert ebenfalls an der optimistischen Obergrenze, was die Größendarstellung angeht. Wer will es den Filmemachern verdenken – auf der Kinoleinwand muss schließlich ordentlich aufgefahren werden. Schon das kleinere Exemplar, das Statham und Co zunächst erlegen und damit glauben, dem Spuk ein Ende gesetzt zu haben, dürfte bei fast 30 Metern rangieren. Das Ungetüm, das dann jedoch aus dem Wasser schießt, seinen getöteten Artgenossen auffrisst und dabei kurzerhand das Schiff von Stathams Crew zum kentern bringt, ist hingegen ein gigantisches Wesen, das Beute in einem Tauchkäfig mit einem Haps verschlingt. Dieser Urzeit-Hai dürfte also weit über 30, wahrscheinlich sogar über 40 Meter lang sein. Eine Größe, die selbst die meisten Wale nicht erreichen.
Im Sommer 2023 kam übrigens „Meg 2: Die Tiefe“ in die Kinos. Der Plot dürfte sich nahezu von selbst verstehen: Es lebt mindestens noch ein weiterer, noch gefährlicherer Megalodon. Dieser sucht die Menschen heim und will Rache nehmen. Wieder muss Statham beherzt eingreifen und sich dem Urzeit-Hai zur Not auch „Mann gegen Mann“ entgegenstellen. Bei Bedarf kommen noch einige andere riesenhaften Kreaturen ins Spiel, welche die Tiefen der Meere bewohnen.
Nun aber zur Frage aller Fragen: Lebt der Megalodon noch? Entsprechende Theorien und Behauptungen hierzu halten sich ausdauernd im gewissen Kreisen, ähnlich wie Sichtungen des Ungeheuers von Loch Ness oder des Yetis. Der Unterschied zu diesen beiden – eindeutig im Reich der Mythen zu verordnenden – Figuren: Dass der Megalodon einmal existiert hat, ist erweisen. Und so tauchen immer wieder Ansätze auf, die versuchen, eine Sichtung des Megalodons nachzuweisen. Diverse Stand- und Bewegtbild-Aufnahmen wurden schon ins Rennen geschickt, die angeblich ein Exemplar zeigen und somit nachweisen sollen, dass die Haiart überlebt habe.
Um es vorweg zu nehmen: Ähnlich wie bei anderen so manchem Forschungsthema – etwa der Corona-Pandemie oder dem menschengemachten Klimawandel – gibt es auch beim Megalodon Forscher, die mit aller Macht die Anti-These vertreten. Diese werden dann gern von entsprechenden Befürwortern zitiert, um den Eindruck zu erwecken, dass dies eine ergebnisoffene Debatte sei. Die einhellige Meinung unter der überwiegenden Mehrheit der Forscher ist sich allerdings einig: Der Megalodon ist vor über 2 Millionen Jahren ausgestorben.
Gefälschte Bilder und Dokumentationen
Der Meeresbiologe Marc-Robert Lehmann bringt es ziemlich treffend auf den Punkt, wenn er sagt: Sollte ein Megalodon die Meere durchstreifen – ein Raubtier, das dreimal so groß ist wie der größte Weiße Hai – das würde auffallen und man hätte deutlich mehr Hinweise als die eine oder andere undeutliche Kameraaufnahme, die Raum für reichlich Spekulation lässt.
Denn was genau gibt es? Ein Foto aus dem Zweiten Weltkrieg, das angeblich vor der Küste Kapstadts Rücken- und Schwanzflosse des Megalodons zeigte, ist erwiesenermaßen eine Fälschung. Bewegtbildaufnahmen von riesigen Jägern zeigen, wie sich später herausstellte, Haie aber keinen einzigen Megalodon. Und dann schließlich erschien eine Dokumentation von Discovery Channel, die nahe legte, es Schwimme eine leviathanische Kreatur durch die Meere, deren Beute ausgewachsene Wale sein. Sehr zur Enttäuschung des Publikums, das Discovery Channel bis dahin als zuverlässige Quelle angesehen hat, stellte sich auch hier heraus, dass Aussagen aus dem Kontext gerissen und sogar Videoaufnahmen mit Tricktechnik gefälscht worden waren.
Trotz der Faszination, die von diesem Tier wohl immer ausgehen wird, ist die Antwort auf unsere eingangs gestellte Frage daher klar: Nein, der Megalodon existiert nicht mehr.
Titelbild: EwaStudios / Adobe Stock