Der Gewöhnliche Kraken: Das Genie der Tiefe

Orange Krake mit hellen Punkten mit Fischen im Meer

Jeder Krake ist ein Tintenfisch, aber nicht jeder Tintenfisch ist ein Kraken. Durch seine Liebe zu Wassertemperaturen unter 20 Grad treffen Taucher die achtarmigen Kreaturen weltweit in den tropischen und gemäßigten Zonen an. Diverse anatomische Besonderheiten machen den Kraken zu einem einzigartigen Meeresbewohner.

Die Einzelgänger verstecken sich meist in Höhlen oder Felsspalten und warten auf ihre Beute. Falls sich kein Unterschlupf in der Nähe befindet, baut der Kraken eine eigene Höhle aus Steinen oder anderen Materialien um sich herum. Kraken schlagen blitzschnell aus ihren Verstecken zu und umringen ihre Opfer mit ihren acht Fangarmen. Auf ihrem Speiseplan stehen so gut wie alle Meerestiere, deren Größe sie bewältigen können. Angefangen bei kleinen Fischen, bis zu Krebsen und sogar anderen Kraken. Ist die Beute von einer Schale umgeben, wie eine Muschel oder ein Krebs, so ist das für den Kraken auch kein Problem. Mithilfe seines kräftigen Horn-Schnabels knackt er die meisten Schalen leicht.

Der Gewöhnliche Kraken gehört zur Teilgruppe der achtarmigen Tintenfische. Diese Arme werden bis zu einem Meter lang. Jeder Kraken besitzt einen Lieblingsarm, den er öfter benutzt als die anderen. An ihnen befinden sich Saugnäpfe, die nebeneinander in zwei Reihen angeordnet sind. Diese ermöglichen dem Tier, sich an seiner Beute festzusaugen. In normalen Situationen nutzen Kraken die Arme, um sich wie auf Stelzen mit ihnen fortzubewegen. Wollen sie jedoch einmal schnell von A nach B kommen, pumpen sie Wasser mithilfe eines Rückstoßsystems aus ihrem Mantel, der sackartig an den oberen Armen hängt. In diesem Mantel befinden sich alle wichtigen Organe. Insgesamt können Kraken eine Länge von bis zu anderthalb Metern erreichen, so lang wie die Breite eines Kleinwagens.

Das Chamäleon des Meeres

Wissenschaftler sind sich bis heute nicht einig, über wie viele Gehirne der Kraken verfügt. Manche sind der Meinung, Kraken haben neun Gehirne – eines im Mantel und in jedem Fangarm ein weiteres. Andere sagen, Kraken haben lediglich ein Gehirn, welches durch ein verästeltes System bis in die Spitzen der Arme reicht. Wie viele Gehirne es auch sind, eines steht fest: Kraken sind wahre Künstler der Logik. Sie lösen Probleme nicht nur durch ihren angeborenen Instinkt, sondern beobachten die Problematik über einen gewissen Zeitraum und entwickeln selbst Lösungen.  

Kraken haben ein kupferhaltiges Hämocyanin im Blut, welches den Sauerstoff bindet. Dadurch ist ihr Blut nicht rot, wie bei anderen Lebewesen, sondern blau. Diese beeindruckenden Tiere besitzen drei Herzen. Eines steuert das Gehirn oder die Gehirne und die anderen sind Kiemenherzen, mit denen die Atmung gesteuert wird. Eine dreischichtige Verteilung der Chromatophoren in der Haut ermöglicht es den Kraken, je nach Lust und Laune ihre Farbe zu wechseln und sich so vor eventuellen Feinden zu schützen. Der Farbwechsel geht schneller von statten als bei einem Chamäleon.

Kraken besitzen kein Skelett. Daher können sie durch die kleinsten Ritzen und Spalten kriechen, ohne Schaden davon zu tragen. In Extremsituationen geben Kraken eine tintenähnliche Flüssigkeit ab. Diese betäubt den Geruchssinn ihrer Angreifer und färbt das Wasser kurzzeitig schwarz. Die Kraken nutzen diese Chance, um vor ihren Gegnern zu fliehen und sich in der nächstmöglichen Höhle zu verstecken. 

Die Gewöhnliche Krake rot gefärbt im Meer

Die Jungtiere sind auf sich allein gestellt

Kraken paaren sich in ihrer kurzen Lebenszeit von etwa zwei Jahren nur einmal. Während der Paarung sitzen sie weit voneinander entfernt und das Männchen trennt seinen „Begattungsarm“ ab, der zu dem Weibchen herüber wandert. Nach diesem Akt stirbt das Männchen.

Das Weibchen baut aus Steinen und umliegenden Materialien eine Art Behausung für ihre rund 150.000 Eier. Diese werden an der Decke der Höhle befestigt. Danach bewacht die Mutter ihre Brut aufopferungsvoll einen Monat, ohne selbst etwas zu fressen. Nach dem Schlüpfen der Jungtiere stirbt das völlig entkräftete Weibchen. Durch das direkte Sterben der Elterntiere können sie ihr gesammeltes Wissen nicht an die Jungtiere weitergeben. Diese sind auf sich allein gestellt und müssen eigene Erfahrungen sammeln.

(Bild: Richard Carey – stock.adobe.com)

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